– Dzaleka, Malawi

Schule als Wegweiser in eine bessere Welt

Mirreille erreicht das Flüchtlingscamp Dzaleka in Malawi im Jahr 2000 als sie acht oder neun Jahre alt ist. Sie erinnert sich nicht daran warum oder unter welchen Umständen sie aus ihrem Heimatland Rwanda fliehen musste, da sie erst zwei Jahre alt war als der Völkermord 1994 stattfand. Mirreille erinnert sich an ein Leben auf der Flucht und die Schwierig­keiten, denen sie fortlaufend auf ihrer Suche nach Frieden begegneten. Sie erinnert sich, wie sie und ihre Familie überlebt haben, indem sie sich von Essen auf dem Wald ernährten, heimlich auf Farmen schlichen und Essen stahlen und wie sie ihre Kleider und die Kleidung ihrer Familie vom Leib verkauften, um sich Essen leisten zu können.

„Ich habe die Schule in einem Flüchtlingscamp in Zambia begonnen, wo ich Englisch lernte und bin gleich in die dritte Klasse gekommen als ich in Dzaleka in die Schule kam. Wenn wir das Camp in Zambia nicht erreicht hätten, wären wir gestorben. Heute, mit dem Wissen über die Symptome eines aufgebähten Bauches, ausgedünnten Haaren und anhaltender Müdigkeit, weiß ich, dass ich entweder unter Kwashiorkor oder Marasmus gelitten haben muss.“, sagt Mirreille.

Das Leben in Dzaleka begann sich weiterhin schwierig zu gestalten. Obwohl Essen verfügbar war, schien es niemals genug zu sein und ihr Großvater war nicht in der Lage Geld zu verdienen, um die nötigsten Mittel zum Leben zur Verfügung zu stellen. Dennoch stach Mirreile in der Schule durch ihre Leitungen hervor. „Wenn man die Ressourcen zur Verfügung stellt, sind Flüchtlingskinder hervorragend in der Schule. Vermutlich liegt es an dem, was sie durchleben mussten. Sie sehen Bildung als einen Ausweg.“, sagt Mirreille als Antwort, warum sie so hart gearbeitet hat, trotz dessen, was sie durchlebt hat. Als sie die Grundschule abschloss, 8. Klasse, war Mirreille die Beste ihrer Klasse, erhielt ein Stipendium und wurde ausgewählt, das exklusive Likuni Mädchen Gymnasium zu besuchen. Der Jesuiten-Flücht­lings­dienst (JRS) in Malawi hatte das Gymnasium noch nicht gebaut und Mirreille musste wie andere Jugendliche eine Schule außerhalb des Camps besuchen. Der Direktor und der leitende Angestellte des Likuni Mädchen Gymnasiums lehnten es ab Mirreille in eine neu aufgebaute Schule in Dzaleka zurück­gehen zu lassen, stattdessen arrangierten sie weitere Unter­stützungen, damit sie ihre Ausbildung dort abschließen konnte.

Mirreille übertraf die Erwartungen und schloss das Gymnasium als eine der sechs besten aus Malawi, nationalweit, ab! In der Zwischenzeit hat die chinesische Regierung den sechs besten akademischen Schülern aus Malawi ein Stipendium versprochen. Dies stellte sicher eine Herausforderung dar, da Mirreille keine malawische Staats­bürgerin war. Durch Bemühungen der Zodiak Broadcasting Station erhielt sie die malawische Staats­bürgerschaft. 2010 begann sie ihr Medizinstudium in Jinan in der Shandong Provinz. 2016 schloss sie ihr Studium als Ärztin ab.

Jetzt ist Mirreille nach Malawi zurück­gekehrt und lebt mit ihrer Familie im Flüchtlingscamp Dzaleka. Sie hat sich beim malawischen Ministerium für Gesundheit registriert und wartet nun darauf, ihr Praktikum beginnen zu können.

Mirreille, Dzaleka, 9. September 2016

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