– Universelle Apostolische Präferenzen

Eine gemeinsame Perspektive in verschiedenen Facetten

Eine gemeinsame Perspektive sollen sie bieten, unsere Fantasie beflügeln und Sehnsüchte wecken, die vier Universellen Apostolischen Präferenzen der Jesuiten: Wir haben Projektparter:innen gefragt, wie sie die UAPs in ihrer konkreten Arbeit erleben und sich von ihnen leiten lassen: Die gemeinsame Perspektive gewinnt so an ganz unterschiedlichen Akzentuierungen und Facetten.

Identitätsstiftung

„Ich schätze an den UAPs, dass sie uns Orientierung für unsere Arbeit und auch für unsere Identität geben. Sie bestärken uns darin, in unserem Ökologieprogramm hier in Kambod­scha weiterzuarbeiten. Mein Team und ich, wir fühlen uns ermutigt in unserer Arbeit mit marginalisierten Gemeinschaften und Schüler:innen, im Einsatz für den Schutz der natürlichen Ressourcen, die für die lokalen Gemeinschaften lebenswichtig sind. Die Universellen Apostolischen Präferenzen sind vor allem eine Einladung. Eine Einladung zur Zusammenarbeit, dazu, das gemeinsame Arbeiten mit den lokalen Gemeinschaften zu vertiefen und die eigene Vorgehensweise immer wieder auch in Frage zu stellen. Sich zu fragen, ob die Bemühungen in eine gute Richtung führen. Wir müssen uns immer wieder fragen, wie es mit dem „Gemeinsam unterwegs sein“ aussieht. Ist es ein Weg in Richtung Friede und Versöhnung? Begleiten wir die Jugendlichen wirklich in Richtung einer hoffnungsvollen Zukunft? Arbeiten wir ernsthaft und mit ganzem Herzen daran, unser gemeinsames Haus zu schützen und zu erhalten? Wir hören die Einladung, aktiv zu werden, mehr zu tun. Im Moment fehlt uns noch, die erste Präferenz, Menschen auf einem Weg zu Gott zu begleiten, deutlicher in unsere Arbeit einzubinden. Wir hoffen, dass uns das irgendwann in der Zukunft gelingen wird.

Liesl Lim, Ökologieprogramm, Jesuit Service Cambodia

Inspiration und Segenszusage

Für mich sind die Universellen Apostolischen Präferenzen in ihrer einfachen, leicht verständlichen Sprache eine große Hilfe und Inspiration. Sie fühlen sich für mich vertraut an und sind mir immer wieder Ruf zur persönlichen Umkehr. Einerseits sind sie leicht zu verstehen, andererseits sind sie eine große Herausforderung. Sie sind ein Ruf, sie fordern uns auf, in die Tiefe zu gehen. Dieses in die Tiefe gehen erfordert kontinuierliche Selbstreflexion und geistliches Gespräch, wenn wir sie ernst nehmen wollen. Seit P. General Arturo Sosa SJ die UAPs 2019 öffentlich gemacht hat, habe ich zu ihnen zwei Bilder im Kopf: Das eine Bild ist eher persönlich und spirituell, das zweite eher institutionell.

Von Anfang an klangen die Präferenzen für mich wie Segensworte: Gesegnet sind die, die hinhören und Gottes Stimme in ihrem Herzen Raum geben und anderen auf diesem Weg helfen. Gesegnet sind die, die mit den Armen unterwegs sind, auf ihre Sorgen und Freuden hören und antworten. Gesegnet sind die, die die Jugend begleiten, ihre Hoffnungen und Nöte ernst nehmen. Gesegnet sind die, die bereit sind, zusammenzuarbeiten und den Schrei unserer Erde zu hören, der gleichzeitig der Schrei zukünftiger Generationen ist. Ich sehe unsere Präferenzen als Einladung. Wenn wir diesen vier Einladungen oder Segnungen in unserem Alltag Raum geben, dann kann unser Handeln und Tun motiviert sein von unserer Sehnsucht, Christus nahe zu sein, Ihm zu begegnen in den Armen, in den Jugendlichen, in Seiner Schöpfung. Deshalb ist die spirituelle Dimension für mich fundamental.

Ein anderes Bild, das mir dazu in den Sinn kommt, ist das von vier Fenstern in einem Raum. Fenster, die uns helfen, nach innen zu sehen, auf das Leben in unseren Gemeinschaften und Einrichtungen. Fenster, durch die wir auch mit der Welt in Beziehung stehen und interagieren. Wir brauchen alle vier Fenster, um eine integrale und umfassende Perspektive zu haben, um zu sehen, wo wir stehen und wer wir sind. Wenn eines dieser Fenster geschlossen ist, fehlt eine der Lichtquellen. Das Hauptfenster ist sicher unsere Beziehung zu Gott und die Unterscheidung der Geister im Hören auf Seine Stimme.

Deshalb sind wir zur Zusammenarbeit aufgerufen, als eine gemeinsame Gesellschaft Jesu, in der jeder seine eigenen, spezifischen Erfahrungen mit den verschiedenen Lichtquellen bzw. Fenstern hat. Ich finde, dass der Austausch zwischen unseren Einrichtungen und Apostolaten über die Präferenzen etwas sehr Bereicherndes ist. So können die Präferenzen als Referenzpunkt dienen, wenn wir unsere Apostolischen Pläne machen oder auswerten. Oft wird gesagt, dass es bei den Präferenzen mehr um ein „Sein“, als ein „Tun“ geht. Diese Interpretation überzeugt mich nicht vollständig. Die UAPs bringen beide Dimensionen in einer kreativen Spannung zusammen. Mir ist das Wort „Werden“ lieber. Ich denke, die UAPs können uns verwandeln, während wir sie praktizieren. In einem chinesischen Bild wären sie alle Wegweiser des Weges, auf dem Gott uns begegnen möchte. Ein Gott, der uns entgegenkommt.

Fernando Azpiroz SJ, Ricci Social Services, Macau

Alles für die Jugend

Papst Franziskus insistiert, dass die erste Präferenz die wichtigste ist. In meinen Augen sind alle vier gleichwertig. Seit ich nach meinem Studium in Innsbruck wieder in meine ostafrikanische Provinz zurück­gekehrt bin, merke ich allerdings, dass ich mit dem Herzen im Südsudan bin. Deshalb liegt mein Schwerpunkt gerade auf zwei Präferenzen: Mitgehen mit den Armen und Ausgegrenzten, und mit der Jugend. Die Jugend bildet die zukünftige Generation, die die Entwicklung dieses Landes gestalten wird. Ein Land, das unter Hunger, Krieg, Krankheit, Analphabetismus und fehlender Bildung leidet. Deshalb gehören viele der Jugendlichen zu den Armen und Ausgegrenzten. Oft wurden sie gekidnappt, um als Kindersoldaten zu dienen. Viele sind in Lagern für Binnenvertriebene groß geworden. Und doch ist diese Jugend die Zukunft des Landes.

Ich denke, unser Haupteinsatz sollte im Bereich der Bildung liegen. Wenn Afrika nicht sehr in seine Jugend investiert, werden wir uns weiter im selben Teufelskreis von Armut, Hunger und Krankheiten bewegen, während ein paar wenige sich auf Kosten der anderen extrem bereichern. Wenn ich auf die UAPs schaue, scheint mir, dass es darum geht, die Jugend in sämtlichen Bereichen zu begleiten: im Bereich der Spiritualität, Umwelt und dabei, Wege aus Armut und Exklusion zu finden.

Für mich bedeutet das nicht, große Kirchen und besonders moderne Schulen zu bauen, sondern wirklich mit den Jugendlichen unterwegs zu sein, in ihren Freuden und ihren Ängsten, ihren Hoffnungen und Enttäuschungen; mit ihnen zu träumen und sie erfahren zu lassen, dass es in dieser scheinbar so hoffnungslosen Welt doch Hoffnung gibt. Jugendliche müssen sich bei uns wirklich sicher fühlen können. Als Jesuiten, als Kirche, haben wir im Südsudan eine starke Stimme, man hört uns zu, aber wir müssen diese Chance auch nutzen. Wir müssen den jungen Menschen eine Stimme geben, wo sie sonst keine haben. Damit die Regierung sie zu ihrer Priorität macht. Viele junge Menschen wollen nach Europa oder Nordamerika, weil sie den lokalen Systemen nicht trauen. Ich denke, unsere Aufgabe ist es, sie davon zu überzeugen, dass es an ihnen liegt, das Afrika zu formen, das sie haben wollen.

Allan Ggita SJ, Director of Development, Jesuits Eastern Africa

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